Wieder
einmal attackierten neugriechische Medien den Hellenismos. Die
Nachricht stammt zwar vom Sommer »2013«, wurde aber immer noch
nicht richtiggestellt, zurückgezogen oder gar aktualisiert. Die
neugriechischen Medien verbreiteten das Gerücht, ethnische Hellenen
hätten eine Kirche von Lygaria bei Heraklion vandalisiert.
Entsprechend wurde die Nachricht betitelt: »Dodekatheisten
entweihten eine christliche Kirche«.[1] Dodekatheisten,
»Anhänger der zwölf Götter«, so nennen die griechischsprachigen
Christen (umgangssprachlich »Griechen« genannt) die ethnischen
Hellenen in Neugriechenland.
Die
zuständige Polizeidienststelle stellte Satanisten und Hellenen unter
Verdacht die Tat verübt zu haben, während sie noch investigierte.
Derweil hatten die Medien die Schuldigen schon ausgemacht: die
ethnischen Hellenen sollen es gewesen sein. Begründet wird diese
haltlose Beschuldigung mit einem »Ritual«, das angeblich in der
Kirche abgehalten wurde (es wurde »Asche« gefunden), mit dem
folgenden Text, der auf eine Kirchenwand geschmiert wurde: »Als ihr
früher antike Tempel niedergebrannt habt, war es da rechtens?« und
mit dem »doppelten Epsilon«, das die Gruppe unter ihrer »Botschaft«
sprayte.
Nun
wird aber dieses Symbol von den christlichen Anhängern des sog.
»Epsilonismus« verwendet, die in der Vergangenheit immer wieder
gesagt haben, dass die hellenischen Götter eigentlich keine Götter
seien, sondern eher Aliens, »Engel« des »wahren Gottes«[2]
oder gar »außerirdische Vorfahren« der heutigen Griechen[3],
die sich selbst als Hellenen schlechthin betrachten[4].
Der »Epsilonismus«, eine eigenartige Mischung aus
Verschwörungstheorie, PseudoWissenschaft, Christentum,
Antisemitismus u.a.[5], ist gewissermaßen die
New-Age-Bewegung der Romiosini (Kultur der griechischsprachigen
Christen[6]), die gemeinhin »Archäozentrismus« genannt
wird (sie selbst nennen sich gerne »Hellenozentrismus«).
Der
Erfinder des »Epsilonismus«, Hr. Ioannes Fourakis, war ein Christ,
Antisemit und Verschwörungstheoretiker[7]. In einem
Interview meinte er allen Ernstes, dass, obwohl nicht namentlich
erwähnt, die ethnischen Hellenen von »finsteren Kreisen« (meint
die Freimaurer) kontrolliert und gegen die orthodoxe Kirche
eingesetzt werden[8]. Außerdem erklärte er die Hellenen
zu den ersten Monotheisten![9] Was wir von dieser Bewegung
halten, haben wir oft kundgetan. Wir lehnen sie ab und verurteilen
sie für die Absurdisierung der hellenischen Kultur, für ihren
soteriologischen Charakter[10] und für das
pseudohistorische und -wissenschaftliche Weltbild[11], das
sie in ihren Büchern und vor allem in ihren Videos auf YouTube
verbreiten[12].
Der
Hellenismos hat nichts, aber auch gar nichts mit Satanismus,
Archäozentrismus, Zionismus oder Freimaurerei zu tun. Wie könnte
die hellenische Tradition auch solche Elemente beinhalten, wo sie
doch den Hellenen fremd waren? Und selbstverständlich würde kein
Hellene jemals ein »Ritual« in einer Kirche abhalten.
Wir
versichern allen Mitstreitern, »Freunden« und Gegnern, und vor
allem den Medien, dass wir unseren Kampf für die
Existenzberechtigung und Rehabilitierung des echten, also
historischen Hellenentums und gegen den christlich-orthodoxen und
nationalistischen Antihellenismus
fortsetzen werden, für den wir Hellenen alles sind - von
Satanisten[13], New-Agern[14] (»Werkzeuge
der Kreise des berüchtigten New Age, mit dem Ziel unser Volk zu
knechten, das ein ernsthaftes Hindernis für die Pläne der
New-Age-Bewegung und der Neuen Weltordnung ist«, nennt die
apostolische Diakonie der orthodoxen Kirche in Griechenland die
ethnischen Hellenen), »NeoPaganisten«[15] zu
Zionisten[16] bis Freimaurern[17] – nur keine
Hellenen, obwohl unser Ethos hellenisch ist. Und es ist das Ethos
allein, das darüber entscheidet, ob man Hellene ist oder nicht.
(Denn die Hellenen waren eine Ethnie, also eine Gruppe von
Menschen mit einem gemeinsamen Ethos. Und
es war das spezifische altgriechische Ethos, das die Griechen
auszeichnete und ihnen ermöglichte, sich untereinander als
»Hellenes« zu erkennen.)
Aber
was ist nun mit den Tätern? Wurden sie gefasst? Was ist der Stand
der polizeilichen Ermittlung? Wieso wird nicht weiter berichtet? Und
weshalb empören sie sich wenn es um eine entweihte Kirche geht, und
gleichzeitig schweigen sie, wenn es um den von orthodoxen Extremisten
demolierten antiken Tempel des Dionysos in der gleichnamigen
Ortschaft in Athen[18] ging, um halbzerstörte antike
Säulen, die von christlichen Imbissbesitzern als »Tische« für
Kunden verwendet werden[19] oder um andere Vergehen gegen
»Steinzeugen« der hellenischen Kultur? Aber dazu wird gar nichts
gesagt.
Den
Nachrichtenmeldern ging es wohl in erster Linie um die Verunglimpfung
des Hellenismos auf der einen und um Stimmungsmache auf der anderen
Seite. Und diese Facette der neugriechischen Medien verwundert keinen
Menschen, schließlich gab es ähnliche Meldungen auch in der –
jüngsten[20] – Vergangenheit. Doch die polizeiliche
Verdächtigung ethnischer Hellenen, an der Schändung einer Kirche
verwickelt zu sein, und zwar allein auf Grund von zur damaligen
Zeitpunkt noch nicht analysierter Beweise (Asche, Doppel-Epsilon
usw.), die in alle möglichen Richtungen führen können, ist nicht
nur skandalös, sondern lässt die Aufrichtigkeit und
Unvoreingenommenheit der entsprechenden Polizeidienststelle fraglich
erscheinen.
Nachweise:
1.
»Dodekatheisten
entweihten eine Kirche«, in: Axiaplus (Nachrichten), URL:
http://www.axiaplus.gr/article/44319/dwdekatheustes-bebhlwsan-nao-photos/
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«), griechisch.
2.
Panajotis A. Tulatos: Die Archive des
verlorenen Wissens Bd. 2, S. 83, Ammon,
Athen 2003, griechisch.
3.
Greek
Epsilon Team,
in: Epsilon Project, URL:
https://sites.google.com/site/programmeepsilonproject/greek-epsilon-team
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«).
4.
Pavlos
Tzermias: Neugriechische
Geschichte: Eine Einführung.
S. 19, 3. überarb. u. erw. Aufl., Francke Verlag, Tübingen 1999.
5.
Greek Epsilon Team,
in: Epsilon Project.
6.
István
Keul: Religion,
Ethnie, Nation und die Aushandlung von Identität(en): Regionale
Religionsgeschichte in Ostmittel- und Südosteuropa.
S. 77-79, Frank und Timme, Berlin 2005.
7.
Ioannis
Fourakis: Zionistische
Verschwörungen,
in: Fourakis (Bücher).
Stand:
09. August »2011«. URL:
http://www.fourakis.gr/index.php?option=com_content&view=article&id=50:2010-01-30-11-33-07&catid=35:2010-01-30-03-22-28&Itemid=29
(zuletzt
abgerufen am 09.
August »2011«),
griechisch.
8.
Ioannis
Fourakis: Pyr-ätherisches
Interview,
in: Fourakis (Interviews). URL:
http://www.fourakis.gr/index.php?option=com_content&view=article&id=70:-strange---1&catid=36:2010-01-30-03-22-39&Itemid=18
(zuletzt abgerufen am 7.5.»2013), griechisch.
9.
Ioannis
Fourakis: Der
erste Konflikt zwischen Griechen und Juden,
in: Fourakis (Bücher).
Stand:
09. August »2011«. URL:
http://www.fourakis.gr/index.php?option=com_content&view=article&id=51:2010-01-30-11-56-50&catid=35:2010-01-30-03-22-28&Itemid=29
(zuletzt
abgerufen am 09.
August »2011«),
griechisch.
10.
Vlassis
Rassias: Über
die Tatsache, dass das Wort »Betrüger«,
den Buchstaben E(psilon) enthält,
in:
Rassias (Artikel,
News, Veranstaltungen).
Stand:
29. Januar »2011«. URL: http://rassias.gr/9008.html
(zuletzt
abgerufen am 29. Januar »2011«), griechisch und
Oberster Rat der ethnischen Hellenen: Welche
Position bezieht ihr gegenüber Theorien über die »Epsilon-Gruppe«,
in:
yseegr (Antworten
auf häufig gestellte Fragen, Allgemeine und politische Fragen).
Stand:
16. April »2011«. URL: http://www.ysee.gr/index.php?type=d&f=faq#9
(zuletzt
abgerufen am 16.
April »2011«),
griechisch.
11.
Stelios
Fanos: Handbuch
der Bücher über das antike Griechenland, Band 2. S.
584-599, Kinisi Ideon Verlag, Athen 2005, Griechisch.
12.
Tulatos, Epsilon und das Dodekatheon, in: YouTube (Channel:
ΠΑΝΑΓΙΩΤΗΣ ΤΟΥΛΑΤΟΣ), Upload: 15.01.»2014«, URL:
http://www.youtube.com/watch?v=IN-rpLDxCT0
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«), griechisch. Es handelt sich um
einen Ausschnitt aus einer alten Sendung des Hr. Tulatos.
13.
Dodekatheiten oder Satanisten?, in: Agiooros, 28.12.»2008«,
URL: http://agiooros.org/viewtopic.php?f=14&t=2494
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«), griechisch.
14.
Apostolische Diakonie der Kirche Griechenlands: Neues Heidentum,
Bedrohung aus der Vergangenheit. S. 12 und 3 (Zitat), 1. Aufl.,
Athen 2002.
15.
OODE: Neopagane Betrügereien, in OODE (Rubrik:
»Neopaganismus«), URL: http://www.oodegr.com/neopaganismos/
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«), griechisch.
16.
Für solche Ansichten sorgten vor allem Artikel wie dieser eine: Die
fanatischen Christentumgegner und »Dodekatheisten« Maria Tzani und
Dimitris Iatropulos nehmen an freimaurerischer Veranstaltung teil,
in: OrthodoxGreek (2011), URL:
http://orthodoxgreek.blogspot.de/2011/02/blog-post_24.html
(zuletzt abgerufen am 24.03.»2014«), griechisch.
17.
ebd.
18.
Oberster
Rat der ethnischen Hellenen:
Die
»Liebesgeschichten«
dauern bis heute an,
in: Ysee (Liebesgeschichten:
Die
Verfolgung der Hellenen durch die Christen). Stand:
02. Mai »2011«. URL:
http://www.ysee.gr/index.php?type=d&f=love&lid=l4
(zuletzt abgerufen am 02.
Mai »2011«),
griechisch.
19.
Die griechischsprachige Webseite »FreeInquiry – Freie Recherche«
berichtete darüber.
20.
Ich erinnere hier an die abendliche Nachrichtensendung des großen
griechischen Privatsenders ANT1, der im August und Oktober »2013«
bemüht war, auf subtile Weise den Zuschauern glauben zu machen, dass
zwischen den ethnischen Hellenen und der faschistischen Partei
»Goldene Morgenräte« Verbindungen oder gar Beziehungen bestünden.
Eine Position, die kurze Zeit davor von hohen Würdenträgern der
orthodoxen Kirche medienwirksam vertreten wurde. Aristotelis
Triantis: Der
Fernsehsender ANT1 attackiert nicht-christliche griechische Bürger,
vom 08.10.»2013«,
in:
Pansyrinx
(Home:
Videos). URL:
http://pansyrinx.org/%CE%BF-%CF%84%CE%B7%CE%BB%CE%B5%CE%BF%CF%80%CF%84%CE%B9%CE%BA%CF%8C%CF%82-%CF%83%CF%84%CE%B1%CE%B8%CE%BC%CF%8C%CF%82-%CE%B1%CE%BD%CF%84%CE%AD%CE%BD%CE%BD%CE%B1-%CE%B5%CF%80%CE%B9%CF%84%CE%AF%CE%B8/
(zuletzt
abgerufen am 2.
November »2013«),
griechisch.