30.06.2018

Roger J. Woolger: Die vielen Leben der Seele

Rezension zu: Roger J. Woolger: Die vielen Leben der Seele, München 1992.

Eine Bekannte meiner Familie (Psychologin) räumte bei sich Zuhause richtig auf und irgendwann mussten auch ihre Bücherregale dran glauben... Sie entdeckte viele Bücher, die seit vielen Jahren unbenutzt in den Regalen lagen und entschied sich, sehr viele davon wegzugeben - an mich (ca. 35 Bücher über Psychologie). Zu diesen Büchern gehörte auch »Die vielen Leben der Seele« des Therapeuten Roger Woolger. Der Buchtitel weckte mein Interesse und ich fing zu lesen an - es hat mir gefallen.

Der Autor beschreibt Erfahrungen und Erlebnisse, die er mit der Regressionstherapie gemacht hat. Fallstudien, Protokolle aus den Sitzungen mit seinen Patienten sind im Buch enthalten, und auch die Ergebnisse dieser, sagen wir mal, sehr unorthodoxen Therapieform. Ich bin kein Mensch, der an Reinkarnation/Wiedergeburt glaubt, habe aber einen offenen Geist und ließ das Gelesene deshalb - frei von Vorurteilen - auf mich wirken. Was ich gelesen und erfahren habe, hat mich dann doch beeindruckt. Wie wenig wir doch über das menschliche Innenleben wissen!

Grundtenor im Buch ist, dass der Mensch nicht nur einmal liebt, sondern viele Male. Wir kommen (mal als Junge, dann als Mädchen) in diese Welt und verlassen sie oft aufgrund von Krankheit, Alter, Mord. Die schlechten Erfahrungen (Psychodrama) aus den früheren Leben, ob Traumata, dramatische Todesursache, Katastrophen usw. tragen wir in unser jetziges Leben hinein, wo sie einen psychodynamischen Einfluss auf die Seele und den Körper nehmen.

Durch die Therapie sollen diese traumatischen Erfahrungen aufgedeckt und bearbeitet werden, damit auch die Symptome verschwinden (ob Migräne, irrationale Ängste, Nacken- und Rückenschmerzen, Verlustängste u.a.), die Erfahrungen aus einem früheren Leben zurückzuführen seien.

Mit dem hier behandelten Thema hängen viele andere Dinge zusammen, die besprochen und näher gebracht werden, auch was die Therapie angeht (Trance, Hypnose, Aktive Imagination). Das Buch ist nicht der Esoterik und schon gar nicht dem Okkultismus zuzuordnen, sondern der Psychologie. Es eignet sich für »Einsteiger«, also Menschen die sich nie mit Reinkarnationstherapie beschäftigt haben, doch nun den Wunsch verspüren, mehr darüber zu erfahren als allgemein bekannt ist. Und es eignet sich auch für jene Menschen, die sich damit schon auseinandergesetzt haben, denn der Ansatz ist hier ein psychologischer, und der Autor ein seriöser Therapeut. Roger Woolger (Dr. phil.) ist ein bekannter Jungianischer Psychoanalytiker (am C.G. Jung-Institut in Zürich ausgebildet), Dozent (Abschluss in Psychologie, Religion, und Philosophie an der Universität von Oxford in London) und Reinkarnationstherapeut. Das Buch eignet sich somit auch für Skeptiker.

Der Autor steigt mit jeder weiteren Seite tiefer in die Materie (ohne zu verwirren) und beleuchtet verschiedene Aspekte seiner Arbeit, die ich als recht interessant empfunden habe.

Ich würde mir wünschen, dass es mehr solcher Bücher geben würde.