30.06.2018

Edith Fiore: Besessenheit und Heilung

Rezension zu: Edith Fiore: Besessenheit und Heilung, Güllesheim 1997.

Edith Fiore ist Psychotherapeutin und »treibt« die Seelen verstorbener Menschen aus dem Körper ihrer Klienten aus. In diesem Buch berichtet sie über ihre Erfahrungen (Fall-Studien enthalten) mit besessenen Menschen, denen sie geholfen hat. Sie schreibt über Seelen, die sich nicht von der Erde lösen können, vor allem beschreibt sie, wie sich die Besessenheit auf das Leben und Können des Betreffenden auswirkt, antwortet auf viele signifikante Fragen, die mit dem Thema zusammenhängen und zeigt am Ende des Buches sehr einfache Techniken bzw. Imaginationsübungen auf, um sich selbst und das eigene Haus »geistersicher« zu machen. Ihre Behandlungsmethode scheint erfolgreich zu sein und zu andauernden Verbesserungen zu führen.

Mir haben vor allem ihre (aufgezeichneten und hier veröffentlichten) Gespräche mit den Besetzer-Seelen gefallen; was über »das Licht« und die Geisterwelt gesagt wird, und die Tatsache, dass die verstorbenen Seelen mit der Hilfe der Autorin ins Licht gehen können, wo sie schon von Verwandten oder Freunden erwartet werden, die ihnen vorausgegangen sind. Edith Fiore hat auf diesem Gebiet sehr viele Erfahrungen gesammelt, und dennoch versucht sie hier nicht die Existenz eines Lebens nach dem Tod zu beweisen. Für sie ist dieses Thema eher zweitrangig, denn als Therapeutin zählt für sie nur das Wohlbefinden ihrer Klienten und die Linderung ihrer Leiden. Sie hat dieses Buch nicht aus einer Bekehrungs-Motivation heraus geschrieben, sondern um auf die Wirksamkeit dieser unorthodoxen Therapieform aufmerksam zu machen. Sie selbst bejaht weder noch verneint sie die Existenz eines Lebens nach dem Tod, ist völlig
undogmatisch und darauf ausgerichtet ihren Klienten zu helfen. Schließlich gibt es verschiedene Interpretationen für die »Geister« im Buch, wie die Autorin selbst zugibt, leider ohne näher darauf einzugehen.

Obwohl die Autorin die Frage nach einem Leben nach dem Tod geschickt zu umgehen versucht, scheint sie doch davon auszugehen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Außerdem scheint sie der Meinung, dass es tatsächlich Menschen gibt, die nach dem Tod einfach keine Ruhe finden. Die Gründe sind persönlich und von Person zu Person verschieden, doch in den meisten Fällen ist die (unbegründete) Angst der Grund dafür, dass viele Geister nicht weiter ziehen: Angst vor der »Hölle«, Angst vor Ablehnung und Scham (für die im Leben begangenen schlechten Taten). Die Seelen dieser Menschen werden als »erdgebunden« bezeichnet, denn sie stecken hier auf Erden fest. Sie hängen sich an Menschen ran, um durch sie weiter leben, essen, trinken zu können (doch auch hier gibt es verschiedene Gründe, die dazu führen, dass eine erdgebundene Seele einen lebendigen Menschen besetzt) und richten so - meist ungewollt - die Menschen, die sie besetzen, zugrunde.

Die Autorin betont, dass sie selbst keine Erfahrung mit bösen nicht-menschlichen Entitäten gemacht hat und dass es in ihrer Arbeit um die Patienten und die Seelen verstorbener Menschen geht, und um nichts anderes. Sie verzichtet vollkommen auf jeglichen esoterischen Kitsch und Hokuspokus, und geht sehr vorsichtig mit dem Material vor, das vor ihr liegt. Und das hat mir sehr gefallen. Gefallen hat mir auch, dass sie Anleitungen gibt, um sich selbst von solch misslichen Lagen zu befreien und sich vor Besetzungen zu schützen, weil sie damit ein Stück weit die Theorie verlässt und zur Praxis übergeht. Somit können wir uns ein besseres Bild von ihrer Arbeit machen.

Aber am interessantesten fand ich die Zusammenhänge, die sie zwischen Besetzung und Depression, Neurose und Sucht ausmacht. Deshalb empfehle ich »Besessenheit und Heilung« gerne weiter. Man kann viele Punkte im Buch verschiedentlich interpretieren und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, aber es ist und bleibt eine interessante Lektüre, die unseren Horizont erweitern kann.