Ab
sofort dürfen die ethnischen Hellenen in Griechenland nicht mehr aus
religiösen Gründen antike Anlagen und Heiligtümer betreten, um
dort die Götter ihrer Vorväter zu verehren. Der Oberste Rat der
ethnischen Hellenen (YSEE) beschreibt diesen Akt des »griechischen«
Staates als »die eklatanteste Verletzung der Rechte der hellenischen
Ethniker durch den der christlich-orthodoxen Theokratie unterwürfigen
›griechischen‹ Staat«. Nun dürfen die Polytheisten nicht mehr
aus religiösen Gründen die heiligen Stätten ihrer Ahnen aufsuchen,
denn ihnen wird der Eintritt verwehrt. Es scheint, als ob der
»griechische« Staat inmitten der Krise sich immer wieder die Zeit
nimmt, das Hellenentum zu belästigen und die eingeborene hellenische
Religion direkt oder indirekt zu unterdrücken, wodurch der
neo-byzantinische Staat, der sich sehr gern als Erbe der griechischen
Kultur ausgibt, erneut seinen Anti-Hellenismus unter Beweis stellt.
Während
dem Obersten Rat von »2004« bis »2006« der Eintritt in
hellenische Tempel-Anlagen erlaubt wurde, soll ihm nun dieses Recht
wieder entzogen werden, um angeblich die antiken Anlagen zu schützen.
Als stünden diese in Gefahr, auf Grund des Styrax oder der Hymnen an
die Götter sich in Luft aufzulösen. Dabei vergisst der
neugriechische Staat, dass diese Tempel von den echten Hellenen aus
genau diesen Gründen ursprünglich gebaut und verwendet worden sind
– um die Götter des Hellenentums zu verehren und ihnen Ehre und
Achtung zukommen zu lassen.
Das
Verbot wurde vom »Archäologischen Zentralrat« (KAS) in
Griechenland in die Wege geleitet. Dieser »wissenschaftliche« Rat
untersteht dem Kulturministerium und meint, entscheiden zu dürfen,
wer, wo und wann dem religiösen Aspekt seiner indigenen Identität
Ausdruck verleihen kann. Das Verbot betrifft nur die Hellenen, nicht
die Christen. Diese dürfen weiterhin in alten Kirchen Gottesdienste
abhalten, schließlich hat sich der KAS nie mit den religiösen
Aktivitäten der Rhomäer/griechischsprachigen orthodoxen Christen
befasst. Selbst als das Kloster der orthodoxen Theokraten in Böotien,
»in den letzten zehn Jahren die letzten Überbleibsel des Altars des
Zeus auf Nimmerwiedersehen verschwinden ließ«, hat sich der
»wissenschaftliche« Rat nie eingeschaltet – zehn Jahre lang hat
er geschwiegen. Und als der Tempel des Dionysos im gleichnamigen Ort
in Athen von christlichen Fundamentalisten demoliert wurde, hatte
sich der »wissenschaftliche« KAS nicht zu Wort gemeldet.
Welche
ist die »wissenschaftliche« Haltung des KAS, fragt der YSEE,
bezüglich der Entwürdigung des Areopag in Athen durch den
Abendgottesdienst der Theokraten zu Ehren des Paulus von Tarsus, der
der christlichen Legende nach dort gepredigt und seine ersten
missionarischen Erfolge verzeichnet haben soll?
Welche
ist die Position des »wissenschaftlichen« KAS, fragt der YSEE in
seiner Pressemitteilung, für die Versammlung der christlichen
Priester und das Aufstellen des riesigen Kreuzes auf dem Areopag?
Doch
auch diese Fragen werden sicherlich nicht beantwortet werden, wie
alle anderen davor auch nicht, denn alle staatlichen Institutionen
versuchen so gut wie möglich sich an die »Anweisung« der
Theokraten zu halten, die Hellenen systematisch zu ignorieren und zu
tun, als gäbe es sie nicht, folgert der Oberste Rat. Das zeigte sich
erst vor kurzem wieder, als der angeblich »anderen Religionen
tolerante« Bürgermeister von Athen sich weigerte, ein Schreiben der
hellenischen Gemeinschaft »Thyrsos« zu beantworten, obwohl er dazu
eigentlich verpflichtet ist. Und die Fragen, die die Hellenen von
Thyrsos ihm stellten waren eigentlich keine allzu schwierigen:
Sie
fragten ihn, ob er die Isonomie und Gleichbehandlung aller Bürger
auf religiöser Ebene anerkennen würde und ob er die gleiche
Sensibilität, die er für die religiösen Rechte der Moslems in
Griechenland an den Tag legt, auch für die religiösen Rechte der
Polytheisten Griechenlands gelten lässt.
Doch
der Bürgermeister von Athen hat ihnen die Antwort
unerklärlicherweise verwehrt, so wie er auch nicht auf die
Glückwunsch-Karte der Gruppe reagierte, als diese ihm zu seiner Wahl
zum Bürgermeister gratulierte. Wahrscheinlich wird er auch nicht die
Frage des YSEE beantworten, ob er einen angemessenen Ort in einem
Platz von Athen zur Verfügung stellen würde, damit die ethnischen
Hellenen dort auf eigene Kosten eine Bronzestatue des Philosophen
Georgios Gemistos Plethon und einen Altar aufstellen können. Dort
sollen dann alljährliche philosophische Gedenkveranstaltungen zu
Ehren des Philosophen stattfinden.
Wahrscheinlich
wird weder der Bürgermeister noch sonst irgend ein Verantwortlicher
den Hellenen antworten. Da der selbsternannte »griechische« Staat
bisher keinen Finger gerührt hat, um den Hellenen etwas
entgegenzukommen oder ihnen bei der Realisierung eines Tempelbaus zu
helfen, obwohl er von den antiken griechischen Tempeln und Anlagen,
der Geschichte und indigenen Kultur Griechenlands profitiert
(Tourismus) – mit denen er seine touristischen Werbungen schmückt,
sich selber als »Erbe« des Hellenentums profiliert und sich für
die Taten der antiken Griechen selber auf die Schultern klopft, als
bestünde ein Band zwischen der griechischen Kultur und dem heutigen
griechischen Staat der Romiosini – und die Hellenen ungewollt mit
ihren Steuern die Löhne der christlichen Priester mitfinanzieren,
damit diese sie dann im Gegenzug besser bekämpfen können.
Eigentlich
wäre es die Pflicht des »griechischen« Staates sein vermeintliches
»Erbe« zu schützen, zu erhalten und zu verteidigen, doch wirft man
einen Blick auf die Behandlung, die er der Kirche angedeihen lässt,
muss man schon wieder sein Urteil revidieren, denn man stellt fest:
er beschützt sehr wohl sein »Erbe«, nur ist dieses nicht das
Hellenentum, sondern die Romiosini.
Wer
die Existenz einer Gruppe in Abrede stellt, ihre Religion unterdrückt
und nicht anerkennt, der hat kein Recht auf deren Loyalität zu
hoffen oder von ihr irgend etwas zu verlangen, vor allem nicht der
»griechische« Staat von den ethnischen Hellenen, deren Kultur ihm
weder wichtig ist noch zu kümmern scheint – vor allem dann, wenn
dieser Staat vom YSEE, dem wichtigsten Träger der hellenischen
Kultur und Religion, Gewerbesteuer verlangt, als wäre dieser ein
Unternehmen, nicht eine kulturelle Körperschaft, als die er bis dato
nicht anerkannt wird.
So
liegt der Schutz, die Verteidigung und vollständige Restauration der
griechischen Kultur auf den Rücken weniger Hellenen, die auch in
Zukunft weiter für das Hellenentum streiten und sich für seinen
Erhalt einsetzen werden.
Wer
die Entscheidung des »griechischen« Staates bezüglich der
Verwendung von antiken Tempelanlagen unerträglich findet, kann gegen
diese Entscheidung protestieren und beim KAS seine Beschwerde
einlegen: http://www.law-archaeology.gr/Index.asp?C=129
Quellennachweise:
- YSEE: Die Profanierung unserer Heiligtümer und die eigentümliche Priesterschaft des Archäologischen Zentralrats, in: Rodos Report (Griechenland). URL: http://rodosreport.gr/bebiloseis-ton-naon-mas/ (zuletzt abgerufen am 5.7.»2013«). Pressemitteilungen Nr. 273 vom 2.7.»2013«. Originalsprache: Griechisch (Titel und ausgesuchte Stellen wurden von mir ins Deutsche übersetzt).
- YSEE: Zwei schwierige Fragen an den »anderen Religionen gegenüber toleranten« Bürgermeister von Athen, in: Pan Syrinx (Pressemitteilungen 2013, Nr. 274 vom 3.7.»2013«). URL: Pansyrinx.org/δυο-δυσκολα-ερωτηματα-προσ-τον-ανεξι/ (zuletzt abgerufen am 4.7.»2013«). Originalsprache: Griechisch (Titel und ausgesuchte Stellen wurden von mir ins Deutsche übersetzt).