15.03.2020

Die Olympischen Spiele, die keine sind

In den letzten Tagen wurde viel über die «Olympischen Spiele 2020» und die «Feuerzeremonie» im antiken Olympia berichtet. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um es ein für alle Mal klarzustellen: diese Scharade, die wir oben im Video sehen, hat nicht das Geringste mit der hellenischen Kultur zu tun. Auch wir Hellenen lieben das Theater, aber unsere Zeremonien sind keine Theateraufführungen, unsere Priester sind Priester und keine Schauspieler, der Kult der Götter ist keine Aufführung. Unsere Olympischen Spiele haben mit den «Olympischen Spielen» der sogenannten Neuzeit nichts gemein. Die echten Olympischen Spiele waren in erster Linie religiöse Veranstaltungen zu Ehren des Zeus, wobei die Wettkämpfe auch soziale Funktionen erfüllten. Die modernen «Olympischen Spiele» sind einfache Sportereignisse, ohne jeden Hauch von Sakralität oder Frömmigkeit (eusebeia).

Diese Reenactment-Show, die sie alle vier Jahre abziehen, mit ihren ihren Models oder Schauspielern, den ungeweihten Flammen und leeren Hymnen (ohne Opfergaben), ist dem Original, das sie angeblich nachahmt, völlig fremd. Deshalb führt sie zu ästhetisch zweifelhaften Resultaten, um nicht einen anderen Ausdruck zu gebrauchen. Sie hätten diese Spiele niemals nach den Olympischen Spielen benennen dürfen. Aber das ist Schnee von gestern, schließlich können wir nicht die Vergangenheit ändern. Es ist die Gegenwart, die wir verändern können und ändern müssen. Institutionen einer besiegten Kultur durch die Gassen der Welt zu ziehen, indem sie entkernt und in ihr Gegenteil verkehrt werden, oder zu kommerzialisieren und dabei ein antikes Heiligtum zu missbrauchen, ehrt weder die Organisatoren noch die Teilnehmer. Wenn die Verantwortlichen für diese Veranstaltung die hellenische Kultur auch nur ansatzweise respektieren, sollten und müssen sie ihre Spiele umbenennen.

Denn diese Spiele sind vieles, nur nicht olympisch.